Man will zuerst mal keine Kinder. Kann es sich noch gar nicht vorstellen. Dann hat man den richtigen Partner gefunden und dann plant man doch Kinder. Man denkt alles zu wissen, was man nur wissen muss, bis auf ein paar Sachen, aber man denkt sich auch „das schaff ich schon“. Man ist zuversichtlich und glaubt ein versiertes Wissen zu haben und das schon zu schaffen, dann folgt der altbekannte Satz „Andere haben das auch geschafft, dann schaff ich das auch“.
Schließlich war ich ja als Teenager auch schon so oft Babysitter und hahh… was ich schon auf Kinder aufgepasst habe. Ich bin vermutlich ein wahrer Held. Ein Baby bekommen, sich kümmern, da sein und vielleicht noch, dass man eine Weile nicht mehr in die Disco kann.
Man riecht auch noch nicht den Braten, wenn eine Freundin, die jetzt auch ein Kind hat, abends schon um 8 Uhr ins Bett geht, weil sie so müde ist. Man belächelt das vielleicht sogar und denkt, wie ist die denn drauf.
Es ist so viel mehr. Sich kümmern, da sein. Erziehen. Schimpfen. Weinen. Lachen. Freuen. Stolz und glücklich sein. Müde sein. Immerzu müde sein. Es ist Liebe, Leidenschaft und Hingabe und das größte und schönste Abenteuer des Lebens.
Zeit- und Organisationsmanagement
Das Erste was ich mir angeeignet habe, war ein gutes Zeit- und Organisationsmanagement. Was mach ich wann wie und wo. Manche Aufgaben möchten gut überlegt und geplant sein. Gehe ich mit meinen Kindern in den Supermarkt oder ohne? Hm… funktioniert das oder nicht?
Am Anfang als mein 3 jähriger noch 1 war oder so, war das noch richtig lustig. Er saß im Einkaufswagen hat neugierig von links nach rechts geschaut und war des Lebens froh. Und ich konnte gemütlich einkaufen. Als er 3 Jahre alt war, bin ich alleine einkaufen gegangen. Und jetzt mit 3,5 Jahren wünscht er, mit genau dem Wortlaut, „…dass ich das erledige, wenn er im Kindergarten ist“ *schmunzel*. Aber mittlerweile würde es auch funktionieren, wenn ich ihn mitnehme, er kennt den Ablauf und seine Grenzen.
Und wenn ich einen Termin habe, hilfts nix, muss ich einfach rechtzeitig losfahren, auch wenn es sich jetzt wahnsinnig banal anhört.
Geduld
Was ich als Zweites gelernt habe, war Geduld. Mit Kindern geht in dem Moment, in dem man schwanger ist, nichts mehr „schnell mal“. Diese Zeiten sind vorbei. Das sollte man ganz schnell verstehen.
Das fängt schon an mit schnell mal wohinlaufen, schwanger. Oder schnell anziehen oder schnell ins Kinderzimmer hoch. Geht nicht mehr. Schnell mal in Supermarkt mit Kind, vergiss es. Schnell anziehen, damit wir pünktlich zum Termin kommen, no way. Schnell mal alleine in Ruhe aufs Klo gehen, keine Chance. Bevor meine Kinder mein Haus übernommen haben, dachte ich es wäre lustig, wenn meine Kinder mit im Bad stehen und mir beim pinkeln zuschauen. Jetzt ist das Badezimmer mein ruhiger Hafen zum atmen, ruhen und 2 Minuten für mich haben. Alleine. Ich fass es nicht.
Strategisches Vorgehen
Ich muss noch Lebensmittel einkaufen, Wäsche machen, saugen, das Haus in Ordnung bringen, Kinderwäsche zusammenlegen, Betten machen, etc. etc., kennen wir ja alles. Eine gute Beschreibung was Hausfrauen eben so zu tun haben. Ist es zu glauben, da habe ich soviel Arbeit und was passiert?! Ich habe keine Lust! So mache ich mir einen gemütlichen Tag mit meinen Kindern und erledige nur das, was man auf den ersten Blick sieht, damit mein Mann abends nicht den Eindruck bekommt, ich hätte nichts getan. So mache ich schnell das Bett, wisch einmal über sein Waschbecken, verstecke den riesen Wäscheberg, der seit Tagen im Wohnzimmer steht, wieder im Keller. Ich zupfe den Vorhang zurecht und ich räume noch schnell ein paar Spielsachen auf die Seite. Spielsachen! am abend, verteilt im Wohnzimmer, das ist für mein Mann ein Grund wieder zurück in die Arbeit zu gehen. Erledige ich schnell, hihi.
Gekocht wird sowieso am Abend, was kann sich ein Ehemann mehr wünschen, als dass alles „Wünschenswerte“ „erledigt“ ist, frei nach dem Motto: „Was du nicht siehst, äh weisst, macht dich nicht heiss“.
Humor, Humor, Humor
Jetzt mal ehrlich, man darf nicht alles immer so ernst nehmen. Man muss auch mal loslassen. „Hey, Meckerziege, haben wir heute schlechte Laune“ oder „Nimm jetzt deine Finger aus deinem Trinkglas, das ist keine Badewanne“.
Mein Sohn hat heute in den Vorgarten gepinkelt, der Vorgarten zur Straße hin. Da stand er nun mit herunter gelassener Hose. Ja, was soll ich sagen. Atmen. Es ist geschehen, ich kann es nicht mehr ändern. Ich lächle. „Schatz, nächstes Mal pinkeln wir aber wieder in die Toilette, ja?“ Man kann manchmal einfach nichts an der Situation ändern, aber dieses Wissen und das gleichzeitige Verständnis dafür, verleiht einem SUPERKRÄFTE!
Horror-Szenario einer jeden Mutter: Supermarkt; Kind bekommt nicht was es will, es fängt an zu schreien und es fängt auch an, mit seinem Pulli und seiner Hose den Boden zu wischen. Dann… na was dann? Die anderen Leute werden dir sowieso irgendwelche Blicke zwischen !peinlich-berührt! bis hin zu !Looser! zuwerfen. Das bedeutet, man hat von vorn herein sowieso überhaupt keine Chance. Also, atmen. Das ist meine Freikarte. Das Beste draus machen. Ablenkung. Jeder kennt sein Kind, Kreativität ist gefragt. Und wenn ich meinen Wagen auf die Seite stellen muss, so dass ich meine Hände frei habe, und ihn an der Hand, alternativ auf dem Arm aus dem Geschäft befördern muss, um ein ernstes Wort zu sprechen, bei dem nicht alle zuhören.
Manchmal haben die kleinsten Dinge, eine sehr große Wirkung. (nur zum Thema Ablenkung: mein Sohn wollte letztens nicht zum Fahrrad fahren mit, da sagte mein Mann „Komm, wir fahren bisschen im Wald rum, vielleicht sehen wir ein paar Ameisen…“ mein Sohn antwortete ganz begeistert… oder vielleicht einen Elefanten?!“ und so fuhren sie gemeinsam in den Wald).
Ruhe be-wah-ren
Nervös oder unruhig war ich eigentlich immer nur, wenn ich nicht wusste was als nächstes passiert oder was zu tun ist. Mein Kleinster hat zum Beispiel nur geweint wenn er Hunger hatte. Da gehöre ich auf jeden Fall zu den meisten Glücklichen, die das von ihren Baby´s behaupten können. Das geht auch ganz anders. Aber selbst wenn mein kleiner Schatz mal außer der Reihe länger geweint hat, hat es mich seltsamerweise nicht aus der Ruhe gebracht. Ich wusste ich bin da für mein Schatz und er ist jetzt nicht allein.
Ich mache meine Arbeit immer dann, wenn ich es in Ruhe machen kann. Nach 7 Stunden in der Kita, darf man sich auch mal Zeit für sein Kind nehmen. Und meine Wäsche, ist mein Joker. Die könnte ich auch mit meinen Kindern zusammen erledigen. Solange ich in der Waschküche stehe, spielen die zwei Hühner drüben im großen Kellerraum mit ihren Spielsachen oder mein Großer zieht meine viel zu großen Snowboard-Schuhe an und stiefelt im Schneckentempo im Keller umher.
In welcher Situation ich mich auch befinde, ich versuche ruhig zu bleiben, weil ich weiss, dass die Alternative die Situation nicht besser machen würde. Und ich kann in dem Moment auch ruhig bleiben, weil ich weiss, dass ich die Situation nicht beherrschen kann, wenn mein Kind grad nicht mitspielt. Ich bin kein General der autoritäre Erziehung voll durchsetzen will. Ich bin eine Mutter und ich arbeite mit Verständnis und Kompromissen und ich gehe emotional auf mein Kind ein. Aber ich sage auch ganz klar, was ich jetzt von Ihnen erwarte. Ich kann mein Ziel auch über Umwege erreichen. Oft muss man hier vielleicht auch in die Kreativ-Kiste greifen, aber in der Regel weiss ich vorher, was auf mich zukommen könnte und kann mir schon Gedanken darüber machen und mir was überlegen.
Letztens kam mir der Wortlaut „ruhigen Druck machen“ in den Sinn. Ich rufe mein Kind nicht 10 Mal zu mir zum einsteigen -und bring mich selber in einen Strudel von Wut und Zorn, weil er nicht kommt- wenn er gerade mit dem Schneemann spielt, den wir ein paar Tage vorher gebaut haben. Ich gehe einfach hin und hole ihn ab mit den Worten „Unser Schneemann steht ja immer noch, toll – Komm Schatz, schnell ins Auto“. Ziel verfolgen, zügig vorwärts bewegen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass ich genau weiss was ich will und wie wichtig es ist. Wenn es um ein Keks geht, den er jetzt unbedingt haben will ist das weniger wichtig als wenn er mit dem Küchenmesser wild auf dem Kohlkopf rumhacken will und ich nein dazu sage, weil ich schon vor meinem Geiste sehe, dass er das Messer in 3 Sekunden im Auge stecken hat. In dem Moment aber gaaaaanz wichtig: schon erklären warum. Dass das gefährlich ist. Und trösten.
An diesem Punkt lege ich den Grundstein ob mein Kind ein glückliches, selbstbewusstes und verantwortungsbewusstes Kind wird oder ein zorniger Mensch ohne Mitgefühl und ohne Selbstbewusstsein.
Easy peasy? auf keinen Fall. Das kriegt man auch nicht immer gleich gut hin. Für Kinder bricht manchmal wegen Kleinigkeiten eine Welt zusammen, in dem Moment bin ich für mein Kind da. Kinder sind haargenau wie Erwachsene, nur dass ihre Gefühle Neuland für sie sind und sie erstmal lernen müssen, diese einzuordnen und zu verstehen. Und ich helfe meinem Kind dabei. Das bedeutet für mich Mutter sein und Erziehung.
„Wenn keiner die Nerven verliert, verliert keiner die Nerven“.
Wenn ich unruhig war, war er es auch. Folgende Situation: wir müssen zum Arzt. Termin. Zeitdruck. Kind schreit, will nicht in den Kindersitz sitzen. Jede Mutter weiß, dass wir ein Kind gegen seinen Willen nicht in den Kindersitz bekommen. Keine Chance. Nicht ohne Verletzte. Atmen. Loslassen. Ich höre meinem Kind zu und gehe in Kontakt mit ihm. Der Punkt ist, wenn ich „rechtzeitig“ aufbreche, habe ich ein kleines Zeitfenster, damit er die Schnecke noch schnell anschauen kann, die er gerade auf der Strasse entdeckt hat.
Wenn ich manchmal zu spät losfahre z.b. auch ohne Kinder, dann gnade ihnen Gott, die da vor mir im Auto sitzen, die heiß ich alles. Und die armen Menschen da vorne können überhaupt nichts dafür. Laut fluchen is aber auch nich -vor den Kindern-, die Autofahrer haben nichts falsch gemacht; wäre ich nur früher losgefahren. Seufz.
Mit Kindern hat man plötzlich einen Spiegel vor sich und ständig wird einem unter die Nase gerieben, wie man eigentlich selber ist. Und es schockiert einen, weil man immer gedacht hat, nicht so eine zu sein.
Verständnis für das weiße Blatt
Ein Kind ist wie ein weißes Blatt. Heißt es ja. Und ich finde das ein sehr schönes Beispiel. Es steht nichts drauf auf dem weißen Blatt, keine Regeln, keine Manieren, kein Gefühl für Aktion-Reaktion, keine Konsequenzen, etc. Und es ist jetzt unsere Aufgabe, ja unsere Aufgabe, dieses Blatt zu füllen. Aber, das ist auch so einer der Dinge, die ich völlig anders eingeschätzt habe. Es ist nicht damit getan, einem Kind einmal zu sagen, dass es nicht auf die Straße laufen soll oder weglaufen oder mit dem Edding nicht an der Wand rum malen soll. Es ist richtig harte Arbeit, solche Dinge seinem Kind so oft zu sagen und verständlich zu machen, dass es sich irgendwann daran hält. Aber das wird nicht morgen sein und auch nicht nächste Woche. Ich muss Regeln und Konsequenzen immer und immer wieder wiederholen. Und ich bin stolz darauf, wenn ich das Ergebnis sehe. Es ist so süß, wie er da mit seinen 3 Jahren, brav neben mir an der Hand läuft und mir erklärt, dass man nicht auf die Straße laufen darf und was alles passieren kann. Das rührt mich fast zu Tränen.
Ich musste auch meine Erwartungen an mein Kind anpassen. Einem Kind ist schlichtweg wurscht was mit der Wand ist, wenn es fertig ist mit malen und es ist auch überhaupt nicht in der Lage zu verstehen, warum es nicht weglaufen soll. Ich finde, wenn man sich das mal ein wenig klar macht, dann lebt es sich gleich ruhiger. Warum? Weil ich mich dann darauf einstellen kann und keine Überraschungen erlebe. Ich kann damit arbeiten. Ich habe es bis heute nicht geschafft, meinem Sohn klar zu machen, dass er nicht auf der Mauer von unserem Hochbeet laufen soll. Er hat es einfach immer wieder gemacht. Dann habe ich meine Strategie geändert; ich habe ihm gezeigt, wie er sich sicher auf der Mauer aufhalten kann und worauf er achten soll. Er ist noch nie runtergefallen. (Update: zwischenzeitlich schon mal. Es ist zum Glück nichts schlimmes passiert, aber auch das war eine wichtige Erfahrung für ihn).
me, myself & mom
Jetzt mach ich mal was für mich. Ehrlich. Das hört sich jetzt bestimmt total komisch an, aber wenn ich die Zeit hatte, meine Haare zu waschen und zu frisieren, mich zu schminken und sogar die Beine zu rasieren… wonderful. Da geht’s mir gleich viel besser; da fühl ich mich wohl und bin entspannt und ruhig. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mal in Jogginghose und ungeschminkt zum Bäcker gehen würde. Nie im Leben. Wenn man mal Mutter ist, hats das schnell. Du sitzt am Samstagmorgen um 11 Uhr bei deinen Kindern am Boden zum Spielen und da fällt dir auf, du hast deinen Schlafanzug noch an. Mist. Und meine Haare… nee, lieber nicht.
Damals hätte ich das nicht für möglich gehalten. Es ist ganz wichtig, auch mal an sich selber zu denken. Es ist auch nicht auf Kosten der Kinder, wenn man sich mal ein wenig zurecht macht. Wir sind keine Rabenmütter, nur weil wir uns mal Zeit für uns nehmen. Die Oma will die Enkel ja sowieso sehen, also warum nicht auch mal das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Oder ich trinke mal in Ruhe einen Kaffee, obwohl mein Sohn schon aus der Kita zurück ist. Oder ich schreibe Nachrichten. Oder ich spiele ein Spiel auf meinem Handy.
Das Problem ist ja auch unsere Kinder sind nicht dumm, also mein Sohn merkt gleich, wenn ich vorgebe anwesend zu sein. Er sagt dann tatsächlich auch mal „Mama, du sollst das Handy jetzt weglegen“ uuuppss…
Jeder von uns hat seine eigene Überlebensstrategie, kurz aus dem Chaos auszubrechen und das ist Meine. Hilfts immer? Klappts immer? Nee. Aber so bin ich eine ruhige Mama geworden. Und ich bin viel lieber eine ruhige und entspannte Mama, als ständig unter Druck und Stress zu stehen und meinen Sohn anzubrüllen.
In diesem Sinne noch eine schöne Woche.
Viele Grüße aus der Mamawelt
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