Dieser Artikel ist weit weniger philosophisch, als die Überschrift fürchten lässt. Es geht um Erfahrungen, Selbstreflektion und Dinge, die wir Menschen täglich lernen und verstanden haben.
Ich habe in den letzten Wochen sehr viel gelernt. Über mich, über Emotionen, Erziehung und meine Kinder. Und auch darüber, dass es nicht immer so laufen kann, wie man das gerade möchte.
Das wirklich zu verstehen und in diesem Zusammenhang auch wirklich handeln zu können bzw. die Veränderung gleich umsetzen zu können, finde ich, ist eine hohe Kunst der persönlichen Weiterentwicklung. Von heut auf morgen einfach mal seine Muster und Vorgehensweise zu ändern, ist nämlich gar nicht so einfach.
Ich habe auch in den letzten Wochen viele Ratgeber und Artikel gelesen, über Muster, Erziehung (auch unsere eigene Erziehung), Kinder und das Problem: Eltern. Und nach tagelanger Leserei und Grübelei und Selbstreflektion, habe ich mir ein Lese-Verbot und Grübel-Verbot erteilt, weil es mich ganz verrückt gemacht hat.
Aida S. de Rodriguez von Elternmorphose (auch eine beliebte Seite von mir), sagt, wir sollten uns vielleicht von unseren Mustern und Vorstellungen trennen, was Erziehung angeht. Sie, muss man dazusagen, steht für Beziehung statt Erziehung. Sie geht noch ein ganzes Stück weiter, als ich und als vermutlich jeder, den ich kenne.
Der Punkt ist, ich habe nicht verstanden, was gemeint ist mit Mustern und Vorstellungen und Verhalten. Muster von was? Woher? In Bezug auf was? Was genau soll ich jetzt machen? Wo soll ich hinschauen? Mir ist das Ganze auf den Sack gegangen. So, stopp jetzt mal.
Aufgrund von unserer Erziehung und unserem bisherigen Leben, folgen wir Mustern und haben eine gewisse Einstellung. Wir legen eine Art an den Tag, welches wir so von unseren Eltern vorgelebt und gezeigt bekommen haben. Das ist zunächst einmal eine Tatsache. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Auch ob es aus heutiger Sicht noch zeitgemäß ist oder nicht, ob zufällig völlig veraltet und generell mal überarbeitungsbedürftig, steht hier auch völlig offen.
Ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, habe ich eine kleine Liste, wessen ich in meiner Kindheit zuteil geworden bin, ein Erziehungsstil, den ich heute mit meinen Kindern definitiv anders handhaben werde. Ich kenne auch andere Mütter, die so eine Liste haben.
Unsere Eltern haben damals die Dinge auf ihre Art geregelt. Wieder aufgrund ihrer Erziehung, der Politik und nicht zuletzt, weil es damals ein anderes Leben und einfach eine andere Zeit war. Die Frauen und Mütter waren nicht so emanzipiert wie heute und früher noch viel mehr als heute, mussten Sie die ganze Arbeit mit den Kindern und dem Haushalt alleine stemmen. Nicht nur weil der Papa in der Arbeit war, sondern auch, weil es die Aufgabe der Mutter war, die Kinderbetreuung und Kindererziehung zu übernehmen. Nicht zu vergessen, den Haushalt.
Dieser Trend, dass ein Vater Elternzeit nimmt, den gab es früher z.b. auch nicht.
Die Kunst an der Sache ist, aus dem Kreislauf auszubrechen. Zu sagen, ich möchte etwas anders machen, ich möchte aus meinen Mustern ausbrechen und etwas verändern. Dazu muss man aber erstmal erkennen, was die Muster sind und wie man ausbricht. Und verstehen, wo man ansetzen muss. Woran muss ich arbeiten? Selbstreflektion ist ein hartes Stück Arbeit.
Eine Einstellung von mir ist auch „never change a running system“ und so kann man das auf alle Bereiche in seinem Leben anwenden. Auch auf die Kindererziehung. Das mag in mancher Hinsicht angebracht sein oder notwendig. Dennoch ist die Veränderung auch ein sehr wichtiger Aspekt für die Weiterentwicklung. Nur weil etwas jahrelang funktioniert hat, muss das nicht heißen, dass es jetzt nicht etwas Besseres gibt.
Es war lustig, als ich das erste Mal schwanger war. Ich saß im Geburtsvorbereitungskurs und habe den Worten der Hebamme gelauscht. Es wurde alles Mögliche besprochen, gezeigt, erklärt. Es waren auch nicht-deutsche Mütter anwesend. Dann ging es los. Eine Ungarin sprach das aktuelle Thema an und erzählte wie es in Ungarn abläuft. Und das war mal so ganz anders, als wir es in Deutschland machen. Und sie wollte wissen, welche Variante jetzt die Richtige ist. Dann sprach eine andere werdende Mutter, welche aus Frankreich kam. Nochmal ganz anders. Die Hebamme versuchte -ohne jetzt konkret zu werden – zu erklären, dass es sicher schon mehrere Vorgehensweisen gab und auch gibt, auch in Deutschland und dass manch andere Länder, bestimmte Dinge auch nochmal anders handhaben, welche deswegen aber nicht falsch sind. Es war wirklich verwirrend, wie viele Varianten es von ein und derselben Sache gibt.
Im Laufe der Jahre, wurden ständig Vorgehensweisen und Handhabungen verändert bzw. korrigiert. Und dann wieder revidiert. Und das bald bei jedem unserer Themen in dem Kurs.
Früher dachte man, dass ein Baby auf keinen Fall auf dem Rücken liegen sollte. Dann gab es Studien, dass es sicherer und gesünder wäre, wenn ein Baby doch auf dem Bauch liegt. Und dann wurde wieder aufgrund von Studien festgestellt, dass die Bauchlage doch schlechter ist. Sie wurde auch mit dem plötzlichen Kindstod in Verbindung gebracht.
Das bedeutet, dass die Veränderung und die Weiterentwicklung überall stattfindet. Auch Menschen verändern/entwickeln sich. Auch aufgrund von aktuellen Erfahrungen. Und auch im Bereich Erziehung, gibt es ständig Veränderungen. So, wie beim Elternabend vom Kindergarten letztens gelernt, das „offene Konzept“, welches relativ neu ist.
Auch ich habe in den letzten Wochen meine Lektionen gelernt. Ich lasse mich gerne ein ganzes Stück weit auf die heutige, andere Art der Erziehung ein. Stichwort: antiautoritär! Aber, ich werde mich nicht zur Marionette meiner 3-Käse-hochs machen lassen.
Ich habe auch gelernt, dass Konflikte zum Leben, zum Alltag dazugehören. Dass es nichts Schlechtes ist, wenn sie da sind. Das ist leben. Man kann aus solchen Situationen enorm viel lernen. Wenn man sich einmal nicht mehr vor Konflikten fürchtet, ist alles halb so schlimm. Man muss auch nicht immer alles gleich überbewerten oder globalisieren. Und sind wir mal ehrlich, je entspannter wir sind oder je weniger wir wegen was auch immer gefrustet sind, desto easier sehen wir das überaus nervige Verhalten unserer Kinder, das an diesem Tag mal wieder besonders ausgelebt wird. Zumindest kommt es uns so vor. Und das ist genau der Punkt.
Es bringt meinen Kindern nichts, wenn sie nicht darauf vorbereitet werden, dass das Leben nicht immer so läuft, wie man es will. Ich werde keine Situationen künstlich herbeiführen, (das brauche ich auch nicht, die kommen schon von alleine). Aber wenn Sie da sind, erkläre ich es, setze mich durch und begleite meine Kinder in ihrer Wut. Zum Beispiel Nein zu Süßigkeiten. Nein zu Fernsehen. Leise sein hier, leise sein da, etc.
Schreibblockade oder nicht? Das hört sich weit witziger an, als es ist. Ich überlege seit Wochen, zu welchem Thema ich etwas schreiben könnte, das euch auch interessiert.
Stichwort Selbstreflektion. Ich habe die Erkenntnis gewonnen: Unsere Kinder, sind wir. Unsere Kinder sind der beste Spiegel, den man vorgehalten bekommen kann. Meine Kinder sagen mir ganz direkt was sie blöd und toll finden. Das finde ich gut, denn damit kann ich arbeiten. Etwas verändern. Sofern ich das will. Wenn ich schlechte Laune habe, wird es mein Kind vermutlich auch schnell bekommen. Eltern lassen gerne mal ihre Laune an den Kindern aus. Und das passiert ganz unterschwellig und oft völlig gedankenlos und ungewollt. Und manchmal ganz direkt.
Und genau an diesem Punkt zu sagen: Stopp! Nein, ich werde jetzt nicht meine Laune an meinem Kind rauslassen, weil ich müde bin oder gereizt. Oder nein, ich werde jetzt nicht meinem Kind gegenüber ungeduldig sein, weil es nicht wie ein Roboter funktioniert. Sondern ich sehe hin und schaue was braucht mein Kind gerade. Auch ganz wichtig, was brauche ich? Wenn es mir gut geht und ich mir immer mal wieder eine Auszeit nehme, die ich auch brauche, dann kann ich auch mit Geduld und Verständnis meinen Kindern gegenübertreten. Und ein lockerer Spruch bewirkt manchmal auch was.
Wenn ich zu spät dran bin und dann echt unter Zeitdruck komme, „funktionieren“ meine Kinder nicht mehr. „Schnell mal…“ funktioniert mit meinen Kindern sowieso nicht. Es liegt auch nicht in der Natur von Kindern, sich zügig und bedacht vorwärts zu bewegen. Und wenn ich dann noch Druck mache und sie in eine Richtung zerre, kann ich genauso gut zuhause bleiben. Dann legt sich mein Sohn auf den Boden und sagt „ich bin so müde“. Zack. Over & Out.
Als ich einmal mein Verhalten und meine Muster auseinandergenommen habe und mal genauer unter die Lupe genommen habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich eine bestimmte Vorstellung habe von bestimmten Dingen, z.b. wie ein Kind zu sein hat (Roboter), sich zu verhalten hat (Roboter), oder wie Kinder, meiner Meinung nach (aufgrund von einem Urglaube), erzogen werden müssen. Nichtsdestotrotz, hatte ich schon immer irgendwie meinen ganz eigenen Erziehungsstil. Antiautoritär. Da kannte ich das Wort quasi noch gar nicht. Aber das, trotz meiner Vorstellungen und Muster.
Kinder sind Menschen mit Gefühlen. Sie lernen unsere Welt erst kennen. Sie sind noch nicht so geübt und sicher in ihrem Tun und Verhalten. Mit dem falschen Erziehungsstil kann ich meinem Kind enorm schaden. Und ich merke das noch nicht mal. Aber das ist genau das, was ich gar nicht will.
Gerade in diesem Zusammenhang, muss man sich nur einmal einen Moment vorstellen, jemand panzert über deine Gefühle und ignoriert sie einfach. Will etwas von dir, was dir grad nicht passt. Und wenn du nicht machst, was du sollst (weil deine Mutter es gerade so will), darfst du zur Strafe auch noch ins Kinderzimmer. Darin besteht kein kausaler Zusammenhang und somit versteht ein Kind überhaupt nicht, was da eigentlich gerade passiert ist. Es fühlt sich unfair behandelt und ist verletzt.
Mal ganz neutral betrachtet, hat ein Kind dann gelernt: Ich muss nur immer machen was Mama sagt, dann wird sie auch nicht böse auf mich. Das ist doch bullshit. Da höre ich doch schon das Grundgesetz ohrenbetäubend losbrüllen:
„Hey, Affe, Grundrechte!
Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Artikel 2: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit…“
Sobald heute das Wort „antiautoritär“ fällt, schallt es unmittelbar von der Generation unserer Eltern „Erziehung!“ – Diese Generation unserer Eltern, hat in der Regel mal überhaupt kein Verständnis für antiautoritäre Erziehung.
Mein Vater war die rabiate Variante von Erzieher. Allerdings hat er die Hand lediglich nur gehoben. Dennoch waren mein Bruder und ich höchst ehrfürchtig. Wir wurden der autoritären Erziehung zuteil.
Es gibt einen schönen Spruch, auch zu finden in meinem Blog unter „Kinderwelt/Babybauch/Babys“:
„Wenn kleine Leute
überwältigt sind,
von Ihren großen Gefühlen,
ist es unser Job,
unsere Ruhe mit Ihnen zu teilen
und nicht uns ihrem Chaos anzuschließen.“
Ich finde das ist ein gutes „Schlusswort“.
Noch eines: Ich werde dranbleiben, ich werde daran arbeiten, aus alten Mustern auszubrechen und meinen Kindern stets fair und respektvoll mit Liebe, Verständnis und Geduld aber auch wegweisend entgegengehen.
In diesem Sinne…
Viele Grüße aus der Mamawelt
Bis zum nächsten Artikel dauerts nicht solange, wie dieses Mal, bis ich wieder etwas schreibe, versprochen. 😊
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